Dokumentarfilm über den Gestalter Karl Clauss Dietel und seine Prinzipien für nachhaltige und gute Produktform.
Als Karl Clauss Dietel zur Welt kam, war Westsachsen bereits seit Jahrzehnten einer der wirtschaftlichen Motoren Deutschlands. Er lernte sein Handwerk in diesem Umfeld, das er selber als den „Humus“ beschreibt, auf dem seine Konzepte entstanden sind.
Der zweite prägende Einfluss war das Bauhaus. Als Student lernte Dietel von den Modernisten, die nach dem Krieg zurück nach Deutschland kamen. Dieter Rams, der aus derselben Generation stammt, wurde im Westen mit seinen funktionalen Entwürfen für Braun bekannt.
Der dritte Einfluss war die DDR, an deren Humanismus Dietel lange glaubte und die eine besonders rationale Gestaltung förderte. Teils aus Notwendigkeit, teils aus Überzeugung setzte die DDR-Führung auf funktionale, langlebige Produkte. Doch Dietel vertrat die Meinung, dass Funktionalismus „nicht nur sauber aufgeräumt“ wäre, sondern sich in einer „künstlerischen Sphäre bewegen“ müsse. Nur so werde ein Produkt sinnlich erfassbar.
Dieses Design-Verständnis und der Anspruch als selbstständiger Designer zu arbeiten, schafften ihm bis zum Ende der DDR Probleme mit den Behörden. Seine Arbeit wurde immer wieder blockiert. Und nach der Wende wurde es nicht besser – nun war es der Glaube an den Konsum und das styling, zu dem Dietels Konzepte nicht passen.
Gute Gestaltung schafft eine „offene Struktur“, die den Nutzer eines Produkts dazu einlädt, es zu modifizieren. Aus dem von Dietel entworfenen SIMSON-Motorrad kann man, dank gut erreichbarer Standardbauteilen, unkompliziert verschiedene Motorradtypen bauen.
Eine gute Ledertasche wird mit jedem Tag die man sie benutzt, schöner. Ein uraltes Prinzip und dennoch: in einer Zeit in der viele Firmen auf die schnelle Obsoleszenz von Produkten setzen, scheint es in Vergessenheit geraten zu sein.
Der Funktionalismus lebt nur mit Kunst. Ein Produkt muss sinnlich erfassbar sein und dieses Gewisse Etwas, dass dem Produkt Leben gibt, lässt sich nicht mit einem Rechner kalkulieren. Die Bürokraten der DDR verstanden das nicht.
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